Das Metabolische Syndrom in der Lebensmitte: Eine entscheidende Demenzgefahr
Neue Forschungsergebnisse unterstreichen die entscheidende Bedeutung der Aufrechterhaltung der Stoffwechselgesundheit in der Lebensmitte, um das Risiko einer späteren Demenz zu verringern.
Eine bahnbrechende Studie, die in The Lancet Healthy Longevity veröffentlicht wurde, zeigt, dass das metabolische Syndrom in der späten Lebensmitte signifikant mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden ist.
Das metabolische Syndrom, eine Gruppe von Erkrankungen, zu denen Bauchfettleibigkeit, Bluthochdruck, erhöhter Blutzucker, abnorme Cholesterinwerte und erhöhte Triglyzeride gehören, ist seit langem als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes bekannt. Nun wird auch der Zusammenhang mit dem Demenzrisiko immer deutlicher, insbesondere wenn es in einer entscheidenden Lebensphase auftritt.
Die von Danial Qureshi und Kollegen geleitete Studie nutzte Daten aus der European Prospective Investigation into Cancer-Norfolk-Kohorte, die 20.150 demenzfreie Teilnehmer im Alter von 50-79 Jahren zu Studienbeginn umfasste. Die Forscher definierten das metabolische Syndrom als das Vorhandensein von mindestens drei der fünf Komponenten, einschließlich hohem Taillenumfang, erhöhten Triglyzeriden, Bluthochdruck, erhöhtem glykiertem Hämoglobin und niedrigem HDL-Cholesterin.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie gehören:
1. Das metabolische Syndrom in der späten Lebensmitte (60-69 Jahre) war mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden, wobei ein ähnlicher Trend in der frühen Lebensmitte (50-59 Jahre) beobachtet wurde.
2. Eine zunehmende Anzahl von Komponenten des metabolischen Syndroms korrelierte mit einem höheren Demenzrisiko, insbesondere in der Gruppe der späten Lebensmitte.
3. Eine längere Dauer des metabolischen Syndroms war mit einem höheren Risiko verbunden, eine Demenz zu entwickeln, besonders in der späten Lebensmitte.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Zeitpunkt, Intensität und Chronizität des metabolischen Syndroms in Bezug auf das Demenzrisiko. Dr. Qureshi betont: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen von Stoffwechselstörungen nicht über die gesamte Lebensspanne einheitlich sind, wobei die Exposition gegenüber dem Syndrom während der Lebensmitte besonders entscheidend ist.“
Die Studie steht im Einklang mit dem Bericht der Lancet Standing Commission zur Demenzprävention von 2024, der zu dem Schluss kam, dass theoretisch fast die Hälfte aller Demenzfälle durch die Beseitigung von 14 modifizierbaren Risikofaktoren im Laufe des Lebens verhindert werden könnten. Zu diesen Faktoren gehören kardiovaskuläre Risiken wie Bluthochdruck, Fettleibigkeit, hohes LDL-Cholesterin und Diabetes, die Komponenten des metabolischen Syndroms sind.
Professorin Gill Livingston, Hauptautorin des Lancet-Kommissionsberichts, erklärt: „Unsere neue Evidenzsynthese zeigt, wie Einzelpersonen ihr Demenzrisiko senken können, und wir diskutieren, wie politische Interventionen die Demenzprävention verbessern könnten.“
Die Implikationen dieser Ergebnisse sind für Strategien der öffentlichen Gesundheit von großer Bedeutung. Indem wir uns auf die Stoffwechselgesundheit in der Lebensmitte konzentrieren, insbesondere auf Faktoren wie Bluthochdruck und schlechte Blutzuckerkontrolle, könnten wir ein wirksames Instrument zur Demenzprävention haben.
Dr. Michal Schnaider Beeri, Co-Autorin eines begleitenden Kommentars, schlägt vor: „In Zukunft sollten Initiativen der öffentlichen Gesundheit die Stoffwechselgesundheit in der Lebensmitte als Teil eines umfassenden Ansatzes zur Verringerung der globalen Demenzbelastung priorisieren und möglicherweise einen realistischeren und effizienteren Weg zur Prävention bieten.“
Für den Einzelnen unterstreicht diese Forschung die Bedeutung eines gesunden Lebensstils, insbesondere in der Lebensmitte. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Stressmanagement können alle zu einer besseren Stoffwechselgesundheit beitragen. Auch regelmäßige Check-ups zur Überwachung von Blutdruck, Cholesterinspiegel und Blutzucker sind entscheidend.
Angesichts einer alternden Weltbevölkerung, bei der die Zahl der Demenzfälle bis 2050 voraussichtlich 153 Millionen erreichen wird, geben diese Erkenntnisse Anlass zur Hoffnung. Durch die gezielte Verbesserung der Stoffwechselgesundheit in der Lebensmitte könnten wir die Belastung durch Demenz für Einzelpersonen, Familien und Gesundheitssysteme weltweit erheblich reduzieren.
Die Botschaft ist klar: Die Pflege der Stoffwechselgesundheit in der Lebensmitte dient nicht nur der Vorbeugung von Herzkrankheiten oder Diabetes – es geht darum, das Gehirn für die Zukunft zu schützen. Während die Forschung weiterhin die komplexen Zusammenhänge zwischen Lebensstilfaktoren und Gehirngesundheit entschlüsselt, liegt die Macht zur Verringerung des Demenzrisikos zunehmend in unseren eigenen Händen.
Quellen
Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission, Lancet 2024; 404: 572–628
Published Online, July 31, 2024 https://doi.org/10.1016/S0140-6736(24)01296-0
Midlife matters: metabolic syndrome and the risk of dementia Beeri, Michal Schnaider et al., The Lancet Healthy Longevity, Volume 0, Issue 0, 100659, https://www.thelancet.com/journals/lanhl/article/PIIS2666-7568(24)00185-5/fulltext