Studie zeigt, dass Gewichtsdecken den Schlaf von Erwachsenen durch Melatoninerhöhung verbessern können

Gewichtete Decken können Melatonin-Produktion vor dem Schlafengehen steigern
Eine neue Studie der Universität Uppsala liefert erste Hinweise darauf, dass die Verwendung einer gewichteten Decke zu einer erhöhten Melatonin-Ausschüttung vor dem Schlafengehen führen kann. Die Ergebnisse könnten erklären, warum gewichtete Decken bei manchen Menschen schlaffördernd und angstlösend wirken.
Melatonin ist ein Hormon, das vom Körper natürlich produziert wird und eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus spielt. Es wird oft als „Schlafhormon“ bezeichnet, da es den Körper auf die Nachtruhe vorbereitet.
In der Studie, die in der Fachzeitschrift Journal of Sleep Research veröffentlicht wurde, untersuchten die Forscher 26 junge, gesunde Erwachsene. Die Teilnehmer verbrachten jeweils eine Nacht mit einer gewichteten Decke (ca. 12% des Körpergewichts) und eine Nacht mit einer leichten Decke (ca. 2,4% des Körpergewichts).
„Wir stellten fest, dass die Verwendung der gewichteten Decke zu einem durchschnittlich 32% höheren Anstieg der Melatonin-Konzentration im Speichel in der Stunde vor dem Schlafengehen führte“, erklärt Hauptautor Dr. Christian Benedict. „Dies ist das erste Mal, dass ein solcher Effekt nachgewiesen wurde.“
Interessanterweise fanden die Forscher keine signifikanten Unterschiede bei anderen untersuchten Faktoren wie Cortisol (Stresshormon), Alpha-Amylase (Indikator für Aktivität des sympathischen Nervensystems), Oxytocin („Kuschelhormon“) oder der subjektiven Schläfrigkeit. Auch die Gesamtschlafdauer unterschied sich nicht zwischen den Bedingungen.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der schlaffördernde Effekt gewichteter Decken, der in früheren Studien beobachtet wurde, möglicherweise mit einer erhöhten Melatonin-Produktion zusammenhängt“, so Benedict. „Allerdings müssen wir vorsichtig sein, da wir nur eine einzelne Nacht untersucht haben. Langzeitstudien sind nötig, um zu sehen, ob dieser Effekt anhält.“
Die Forscher vermuten, dass der Druck der gewichteten Decke bestimmte Hautrezeptoren stimuliert, was über komplexe neuronale Verbindungen letztlich die Melatonin-Ausschüttung in der Zirbeldrüse anregen könnte. Diese Hypothese muss jedoch noch weiter untersucht werden.
Dr. Elisa Meth, Erstautorin der Studie, betont: „Es ist wichtig zu beachten, dass wir gesunde junge Erwachsene untersucht haben. Wir wissen nicht, ob der gleiche Effekt bei älteren Menschen oder Patienten mit Schlafstörungen auftritt. Auch die optimale Gewichtsverteilung der Decke muss noch erforscht werden.“
Die Studie wirft auch interessante Fragen für zukünftige Forschung auf:
– Hält der Melatonin-steigernde Effekt bei längerfristiger Nutzung an?
– Gibt es einen Gewöhnungseffekt?
– Welche Rolle spielt das individuelle Empfinden des Deckengewichts?
– Könnte dieser Effekt therapeutisch bei Schlafstörungen oder Angstzuständen genutzt werden?
„Gewichtete Decken erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, aber bisher gab es wenig wissenschaftliche Erkenntnisse zu ihren physiologischen Auswirkungen“, sagt Benedict. „Unsere Studie liefert einen ersten Hinweis auf einen möglichen Wirkmechanismus. Allerdings sind weitere Untersuchungen nötig, bevor wir konkrete Empfehlungen aussprechen können.“
Für Menschen, die unter Schlafproblemen leiden, könnte eine gewichtete Decke eine interessante Option sein. Allerdings sollten sie vor der Anwendung mit ihrem Arzt sprechen, insbesondere wenn sie unter Atemwegserkrankungen oder anderen gesundheitlichen Problemen leiden.
Die Forscher planen nun Folgestudien mit größeren Teilnehmerzahlen und längeren Beobachtungszeiträumen. Auch der Einsatz bei spezifischen Patientengruppen, wie Menschen mit Schlafstörungen oder Angsterkrankungen, soll untersucht werden.
Diese Studie liefert einen faszinierenden Einblick in die komplexen Zusammenhänge zwischen Körper und Geist beim Einschlafen. Sie unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, die Mechanismen hinter scheinbar einfachen Interventionen wie gewichteten Decken wissenschaftlich zu untersuchen. Nur so können wir ihr volles Potenzial verstehen und nutzen.
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Quelle
Elisa M. S. Meth et al, A weighted blanket increases pre‐sleep salivary concentrations of melatonin in young, healthy adults, Journal of Sleep Research (2022). DOI: 10.1111/jsr.13743