Neue App zeigt vielversprechende Ergebnisse für Früherkennung von Autismus und Entwicklungsverfolgung bei Kindern
Foto Artem Sapegin, Unspash
Eine bahnbrechende neue mobile Anwendung könnte revolutionieren, wie Eltern und Fachleute die kindliche Entwicklung beurteilen und das Autismusrisiko bei Kleinkindern screenen. Forscher der Taras-Schewtschenko-Nationaluniversität Kiew haben die KiDD-Methodik (Kids‘ Development Diagnosis and Determining the Risk of Autism) entwickelt, die eine umfassende Bewertung der Fähigkeiten von Kindern im Alter von 1,5 bis 6 Jahren bietet.
Die in Cambridge Prisms: Global Mental Health veröffentlichte Studie verglich die Ergebnisse der KiDD-App mit etablierten Diagnoseinstrumenten und klinischen Diagnosen.
Die leitende Forscherin Dr. Olena Iniutina erklärt: „Unser Ziel war es, ein zugängliches, benutzerfreundliches Instrument zu schaffen, das Entwicklungsverzögerungen und Autismusrisiken so früh wie möglich identifizieren kann und potenziell zu früheren Interventionen führt.“
Zu den Hauptmerkmalen der KiDD-App gehören:
• Bewertung von über 600 Fähigkeiten in vier Entwicklungsbereichen
• Sofortige Ergebnisse, die das Entwicklungsalter eines Kindes für jeden Fähigkeitsbereich zeigen
• Einschätzung der Autismuswahrscheinlichkeit
• Automatisch generierte individuelle Entwicklungspläne
Die App bewertet die Fähigkeiten der Kinder in den Bereichen Sprache und Kommunikation, Sozialisierung und Verhalten, kognitive Fähigkeiten sowie körperliche Entwicklung und Selbstpflege. Eltern oder Fachleute beantworten Fragen zu spezifischen Fähigkeiten, wobei sich die App basierend auf vorherigen Antworten anpasst.
In einer Studie mit 199 ukrainischen Kindern zeigte die KiDD-App starke Korrelationen mit etablierten Tests:
• 93% Übereinstimmung mit Kiphard/Zinnhuber-Tests für die allgemeine Entwicklung
• 84% Übereinstimmung mit M-CHAT/ATEC für die Autismuswahrscheinlichkeit
• 98% Übereinstimmung mit klinischen Diagnosen für die Gesamtentwicklung
• 73% Übereinstimmung mit Diagnosen von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)
Wichtig ist, dass die Ergebnisse ähnlich waren, unabhängig davon, ob ein Psychologe oder ein Elternteil die Bewertung durchführte.
Dr. Iniutina merkt an: „Dies deutet darauf hin, dass die App ein wertvolles Screening-Instrument für den Einsatz zu Hause sein könnte, insbesondere in Gebieten mit begrenztem Zugang zu Spezialisten.“
Obwohl vielversprechend, warnen die Forscher, dass die App nicht dazu gedacht ist, eine professionelle Bewertung zu ersetzen. Vielmehr könnte sie dabei helfen, Kinder zu identifizieren, die von einer weiteren Beurteilung und frühen Intervention profitieren würden.
Die potenzielle Auswirkung eines solchen Instruments ist bedeutend. Forschungen zeigen, dass eine frühe Intervention bei Autismus die Ergebnisse dramatisch verbessern kann. Viele Kinder stehen jedoch vor langen Wartezeiten für eine Diagnose – in einigen Ländern durchschnittlich über 3 Jahre.
Dr. Iniutina betont: „Indem wir dieses Screening-Tool direkt in die Hände der Eltern legen, hoffen wir, Familien zu ermutigen, früher Hilfe zu suchen, wenn Bedenken aufkommen.“
Die KiDD-App befindet sich derzeit in der Endphase der Tests und wird voraussichtlich 2024 für Benutzer verfügbar sein. Zukünftige Forschungen werden ihre Wirksamkeit in verschiedenen Kulturen und Sprachen untersuchen.
Da wir die Bedeutung der Frühintervention in der kindlichen Entwicklung weiterhin verstehen, könnten Tools wie die KiDD-App eine entscheidende Rolle dabei spielen, sicherzustellen, dass Kinder so früh wie möglich die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
Quelle
Olena Iniutina, Key principles of the KiDD (kids‘ development diagnosis and determining the risk of autism for children from 1.5 to 6 years) methodology development and comparison of results with other methods, Cambridge Prisms: Global Mental Health (2024). DOI: 10.1017/gmh.2024.85