Mausstudie legt überraschenden Zusammenhang zwischen Alzheimer und Nasenbohren nahe
Nasenbakterien auf Schleichwegen zum Gehirn: Neue Erkenntnisse zum Alzheimer-Risiko
Eine bahnbrechende Studie hat einen möglichen neuen Zusammenhang zwischen einem häufigen Atemwegsbakterium und der Alzheimer-Krankheit aufgedeckt und gibt Aufschluss darüber, wie Infektionen zur Gehirngesundheit beitragen könnten. Forscher haben entdeckt, dass Chlamydia pneumoniae, ein Bakterium, das bekanntermaßen Atemwegsinfektionen verursacht, schnell über die Nase in das Gehirn eindringen und möglicherweise das Risiko für Alzheimer erhöhen kann.
Die Studie, die von einem Forscherteam unter der Leitung von Dr. Jenny A. K. Ekberg an der Griffith University in Australien durchgeführt wurde, zeigt, wie C. pneumoniae den Riechnerv und den Trigeminusnerv – die die Nasenhöhle mit dem Gehirn verbinden – als direkten Invasionsweg nutzen kann. Diese Erkenntnis stellt frühere Annahmen über die Zeit, die das Bakterium benötigt, um das Gehirn zu erreichen, in Frage und bietet neue Einblicke in die komplexe Beziehung zwischen Infektionen und neurodegenerativen Erkrankungen.
„Wir zeigen, dass C. pneumoniae innerhalb von 72 Stunden bei Mäusen den Riechnerv und den Trigeminusnerv, den Riechkolben und das Gehirn infizieren kann“, berichten die Forscher. Diese schnelle Invasion ist deutlich schneller als bisher angenommen, da frühere Studien vermuteten, dass es Wochen oder Monate dauert, bis das Bakterium das Gehirn erreicht.
Die auffälligste Erkenntnis der Studie war der Zusammenhang zwischen der C. pneumoniae-Infektion und der Ansammlung von Amyloid-beta (Aβ) – einem Protein, das stark mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht wird. Die Forscher beobachteten, dass „Aβ-Ablagerungen in der Nähe von C. pneumoniae-Einschlüssen im Riechnerv und -kolben nachgewiesen wurden.“ Diese Beobachtung legt nahe, dass die Anwesenheit des Bakteriums die Ansammlung von Aβ, ein Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit, auslösen oder verstärken könnte.
Dr. Ekberg und ihr Team fanden auch heraus, dass eine Verletzung des Nasenepithels – des Gewebes, das die Nasenhöhle auskleidet – das Risiko einer bakteriellen Invasion erhöhte.
„Eine Epithelschädigung führte zu einer erhöhten C. pneumoniae-Belastung in der Riechschleimhaut, dem Riechkolben und dem Trigeminusnerv“, stellten sie fest. Diese Erkenntnis unterstreicht die potenzielle erhöhte Anfälligkeit für Infektionen nach Nasenverletzungen oder Erkrankungen, die die Nasenschleimhaut schädigen.
Die Implikationen dieser Forschung gehen über das Verständnis von Krankheitsmechanismen hinaus. Sie eröffnet neue Wege für mögliche Präventionsstrategien und Behandlungen.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Nerven, die sich zwischen der Nasenhöhle und dem Gehirn erstrecken, Invasionswege darstellen, über die C. pneumoniae schnell in das ZNS eindringen kann“, schließen die Autoren. Diese Erkenntnis könnte zur Entwicklung neuer Ansätze zur Prävention oder Behandlung der Alzheimer-Krankheit führen, indem bakterielle Infektionen gezielt bekämpft oder die nasale Epithelbarriere gestärkt wird.
Obwohl die Studie an Mäusen durchgeführt wurde und weitere Forschung erforderlich ist, um diese Ergebnisse beim Menschen zu bestätigen, liefert sie überzeugende Beweise für einen Zusammenhang zwischen Atemwegsinfektionen und Gehirngesundheit. Die Forschung unterstreicht die Bedeutung des Schutzes vor und der Behandlung von Atemwegsinfektionen, insbesondere bei älteren Erwachsenen, die möglicherweise anfälliger für sowohl C. pneumoniae als auch Alzheimer sind.
Während wir weiterhin die komplexen Faktoren entschlüsseln, die zur Alzheimer-Krankheit beitragen, bietet diese Studie eine neue Perspektive auf die Rolle von Infektionen. Sie legt nahe, dass die Aufrechterhaltung der Nasen- und Atemwegsgesundheit ein wichtiger Faktor für die Erhaltung der Gehirngesundheit und möglicherweise zur Verringerung des Risikos neurodegenerativer Erkrankungen sein könnte.
Zusammenfassung des Forschungspapiers:
1. Methodik:
– Intranasale Inokulation von Mäusen mit C. pneumoniae
– Analyse von Gewebeproben mittels Immunhistochemie und Bakterienkultur
– In-vitro-Infektion von Gliazellen
– Genexpressionsanalyse mittels NanoString nCounter Alzheimer’s Disease Panel
2. Hauptergebnisse:
– C. pneumoniae drang innerhalb von 72 Stunden über den Riech- und Trigeminusnerv in das Gehirn ein
– Aβ-Ablagerungen wurden in der Nähe von C. pneumoniae-Einschlüssen im olfaktorischen System gefunden
– Nasale Epithelschädigung erhöhte die Bakterienlast in peripheren Nerven und im Riechkolben
– C. pneumoniae-Infektion veränderte die Expression von Alzheimer-assoziierten Genen
3. Einschränkungen der Studie:
– An Mäusen durchgeführt, erfordert weitere Validierung beim Menschen
– Konnte keinen kausalen Zusammenhang zwischen C. pneumoniae-Infektion und Alzheimer-Krankheit herstellen
4. Diskussion & Schlussfolgerungen:
– Deutet auf einen möglichen neuen Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit hin
– Unterstreicht die Bedeutung der Atemwegsgesundheit für die Gehirngesundheit
– Eröffnet neue Wege für Präventionsstrategien und Behandlungen, die auf bakterielle Infektionen abzielen
– Betont die Notwendigkeit weiterer Forschung zum Zusammenhang zwischen Infektionen und neurodegenerativen Erkrankungen
Quelle
Chacko, A., Delbaz, A., Walkden, H. et al. Chlamydia pneumoniae can infect the central nervous system via the olfactory and trigeminal nerves and contributes to Alzheimer’s disease risk. Sci Rep 12, 2759 (2022). https://doi.org/10.1038/s41598-022-06749-9