Experten warnen: Injektionstherapien bei chronischen Rückenschmerzen weniger effektiv als gedacht

Chronische Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen weltweit und sind die führende Ursache für Behinderungen. Eine neue internationale Leitlinie, die im renommierten British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurde, stellt nun die Wirksamkeit von weitverbreiteten interventionellen Behandlungsmethoden grundlegend in Frage.
Ein internationales Expertengremium, bestehend aus Ärzten, Methodikern und Betroffenen, analysierte die verfügbare wissenschaftliche Evidenz zu gängigen Behandlungsmethoden wie Nervenblockaden, Steroidinjektionen und Radiofrequenztherapie. Das überraschende Ergebnis: Diese häufig durchgeführten und kostenintensiven Eingriffe zeigen im Vergleich zu Scheinbehandlungen kaum bis keine Wirkung.
“Unsere Analyse von 132 randomisierten Studien mit fast 8.000 Teilnehmern zeigt, dass diese Interventionen bei chronischen Rückenschmerzen nicht die erwartete Schmerzlinderung bringen”, erklärt Studienleiter Dr. Jason W. Busse von der McMaster University.
Die neuen Leitlinien sprechen sich klar gegen folgende Behandlungen aus:
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Radiofrequenzablation der Gelenke
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Epidurale Injektionen mit Lokalanästhetika oder Steroiden
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Gezielte Gelenkinjektionen
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Intramuskuläre Injektionen
Besonders brisant: Diese Verfahren werden häufig eingesetzt und sind kostenintensiv. In den USA können einzelne epidurale Steroidinjektionen bis zu 5.000 Dollar kosten.
Die Studie identifizierte auch verschiedene Risiken dieser Behandlungen:
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Infektionen (0,7%)
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Verlängerte Schmerzen oder Steifheit (8,6%)
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Vorübergehende Bewusstseinsstörungen (2,1%)
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In sehr seltenen Fällen schwerwiegende Komplikationen wie Lähmungen
Die Autoren betonen die Notwendigkeit weiterer Forschung, insbesondere zu alternativen Behandlungsmethoden. “Wir müssen uns auf evidenzbasierte Therapien konzentrieren, die nachweislich wirksam sind”, so das Expertengremium.
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Systematische Überprüfung von 132 randomisierten Studien
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Netzwerk-Metaanalyse mit 81 Studien (7.977 Teilnehmer)
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Internationales Expertengremium mit Ärzten und Betroffenen
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Keine überlegene Wirksamkeit gegenüber Scheinbehandlungen
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Identifizierung verschiedener Sicherheitsrisiken
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Starke Empfehlung gegen gängige interventionelle Verfahren
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Teilweise niedrige Evidenzqualität bei einigen Interventionen
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Begrenzte Langzeitdaten
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Heterogenität der eingeschlossenen Studien
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Paradigmenwechsel in der Behandlung chronischer Rückenschmerzen notwendig
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Kostenintensive Interventionen zeigen kaum Nutzen
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Fokus sollte auf evidenzbasierte alternative Therapien gelegt werden
Quelle
Commonly used interventional procedures for non-cancer chronic spine pain: a clinical practice guideline, The BMJ (2025). DOI: 10.1136/bmj-2024-079970
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